Radtour zur Isarquelle - 1. Teil

Isarlove 1

Isarlove 1

Aufstehen um 4:30 Uhr ist eigentlich nicht meins. Wer bei mir die Morgenkurse macht, weiß das ich eigentlich nicht die Frühaufsteherin bin, aber die Uhrzeit dennoch sehr wohl schätze.
Zu dieser Zeit ist es noch so wunderbar ruhig, die meisten Menschen schlafen noch und die Masse der Gedanken ist einfach gering und dadurch, nach meinem Gefühl, ist es ruhiger in der Atmosphäre.

Der Isarradweg von Icking - Wolfratshausen - Bad Tölz - Lenggries - Sylvenstein-Stausee - Vorderriss - Krün nach Mittenwald

1. Teilstrecke - Planung mit Komoot

1. Teilstrecke - Planung mit Komoot

Mit dem Transporter geht es nach Icking.. Und von da aus direkt auf das Fahrrad.

Voller Enthusiasmus und voller Freude.

JUHU, JUHU. Fahrradfahren ist für mich der Inbegriff von Freiheit und Freude.

Es gibt keine feste Planungen, ich möchte nur so gerne an die Isarquelle. Bin aber auch bereit,
wenn es mir irgendwo überaus gut gefällt, ganz von dem Plan abzuweichen. So mag ich es am Liebsten.

Ob ich das schaffe ist mir nicht klar und der “Notfallplan”, falls ich merke es klappt nicht, die Beine wollen nicht oder ich habe es einfach völlig überschätzt, ist, dass ich einfach in den Zug steige. Ich möchte ja vor allem Spaß haben.


 
Isarweglove 2

Wälder, Hügel, Voralpenland und
gaaanz viel Isar.

Es ist wunderschön.
Der schönste Abschnitt für mich, nur von den Radwegen her gesehen, ist von Icking bis Lengrieß.

Die anderen Abschnitte sind natürlich von den Sehenswürdigkeiten und vor allem der Natur auch superschön, aber es geht sehr viel auf der Autostraße, und nicht direkt an der Isar entlang und das ist alles ziemlich anstrengend, da sehr viel Verkehr ist.

Ich verbinde mich immer wieder mit den Elementen und lasse mich ganz auf mein eigenes Tempo ein, das auch immer wieder wechselt. Ganz verbunden mit mir, merke ich, wie ich meinen Rythmus immer besser wahrnehmen und diesem folgen kann.

Nach Bad Tölz kommt ein neuer Landschaftsabschnitt. Ein weites Tal mit vorwiegend niedrigem Gewächs. Ich taufe es “bayerische Macchia”, weil ich die korrekte Bezeichnung nicht kenne. Ob des niedrigen Gewächses ist es aber auch dementsprechend heiß.
Ich bin aber so fasziniert, dass es mich nicht belastet. Im Gegenteil, ich fühle mich eher berauscht, die Beine sind fit und ich bin super neugierig auf jede nächste neue Ecke. Möchte wissen wie es weitergeht. Es geht jetzt auch ein beständiger Wind, der mir sanft um den Körper streicht und ja, irgendwie nicht wirklich kühlt, aber erfrischt.

Teilweise bin ich auch ganz alleine unterwegs- nur die Isar mit ihren unterschiedlichen Farbtönen, ihren Geräuschen und ich. So bezaubernd. Und nicht zu vergessen der Duft, diese Duftvielfalt…

Der Duft ist elementar. Es ist neben den vielen unterschiedlichen Flußgeräuschen eine berauschende Vielfalt, die sich stetig ändert. Mal riecht es nach frischem Bergfluss, dann wieder nach sonnigem Nadelwald, nach allerlei Kräutern, nach drückender Sonne, frisch gemahten Wiesn, heißem Teer und nach Almwiese.


Dann natürlich sehr beeindruckend - der Sylvenstein-Stausee.

Oft wenn wir in Landshut sitzen und der Pegel steigt, heißt es, jetzt wird “oben” wieder abgelassen. Gesehen zu haben, wo “Oben” ist und wie groß “oben” ist, ist absolut umwerfend. WOW. Diese Farbe… und wie wunderschön der Stausee in die Berge eingebettet ist.

Sylvenstein-Staussee

Sylvenstein-Staussee

Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe den Radweg verloren, habe einen Abzweig verpasst, aber irgendwann kommt dann wieder ein Radwegschild. Den Weg muss ich mir hier nach wie vor mit vielen Autos teilen, naja. Es geht hoch und runter, wird immer heißer, es ist bestimmt um die Mittagszeit. Ich habe das Zeitgefühl verloren, aber es ist ja auch nocht wirklich wichtig, Ich fahre.

Nach dem Stausee geht es dann auf die andere Seite der Isar. Kurz vor der Mautstraße und der Überquerung der Isar gibts eine lange Pause im schönen Biergarten des Gasthofs Post, Vorderriss. Ich sitze gemütlich, alte Bäume spenden Schatten und die Menschen sind freundlich und entspannt. Immer wieder entstehen Gespräche, manchmal auch nur ein kurzes freundliches Lächeln. Wir sind vereint in der Schönheit der Natur und darüber offensichtlich total beglückt.

Wildflussland Isar

Es geht weiter immer mit Blick auf die Isar neben mir, die in klarem türkisgrün auch durch die lichten Wälder schimmert. Viele Wege sucht sie sich, dieser Wildfluss und fließt voller Kraft durch das weite Tal. Ich bin mittlerweile ganz schön angestrengt, aber der nächste Ort ist Wallgau, das heißt der Weg ist noch lang. Ich mache immer wieder kleine Pausen, in denen ich aber mittlerweile zu müde bin um noch Fotos zu machen. Aber im Herzen, im Herzen habe ich alle Details gespeichert. Es ist wunderschön und ich gönne es mir so oft den Berg hochzulaufen, wie mir danach ist. Dann plötzlich kommt wieder ein richtiger frischer Schwung.

Die wilde Isar- absolut kraftspendend und ich schaffe den langen Bergauf - Bergab - Weg erstaunlicherweise immer wieder mit vollem neuen Schwung. Dann weitet sich das Tal und ich bekomme diesen atemberaubenden Blick geschenkt.

Karwendel

Die Masse und Höhe der Berge berüht mich zutiefst und ich muss immer wieder anhalten um in Ruhe zu schauen, um das ganz in mich aufzunehmen. Habe ich schon erwähnt, dass ich außer der Isar auch die Berge zutiefst schätze? Vielleicht wurden diese Wurzeln schon in Kindheitstagen gelegt und dann sorgsam gepflegt. Mit 2 Jahren war ich mit meiner Famile und Freunden in meinem ersten Wanderurlaub, damals in der Silvretta und wir Kinder wurden nicht im Tal gelassen. Es sind wunderbare Erinnerungen und wir haben das über Jahre wiederholt. Ich glaube das so etwas schon das spätere Leben prägt. Und ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür.

Hier geht es jetzt weiter direkt nach Krün und der Weg ist zum Glück nicht mehr so anstrengend und steil zu fahren. Ich suche und finde einen Weg direkt nahe der Isar. Es ist etwas verzwickt, da sie sich nach wie vor in mehrere Strängen teilt und wieder zusammenkommt und wenn man auf dem falschen Strang ist, geht der Weg irgendwann nicht weiter.

 
Bergblick

Langsam kommen von allen Seiten die Wolken näher zusammen. Es sieht doch stark nach Regen oder Gewitter aus?!

Ich kenne die Berge nicht mehr gut. Bin vorsichtig, da ich noch weiß, dass das Wetter hier viel unbeständiger ist, beziehungsweise viel schneller umschlägt- Kindheitserfahrungen werden wach oder Instinkte?

Den Naturcampningplatz bei Krün peile ich an. Als ich dort ankomme wird mir bewußt, dass ich die Lage ziemlich falsch eingeschätzt habe. Ob Corona geht es nur mit Vorreservierung und die Plätze sind voll. Der Aussage vieler Menschen nach, sind die Plätze rundum komplett ausgebucht. Mir sind in den Ortschaften schon die vielen Schilder mit “belegt” aufgefallen und ich ahne das es nicht leicht wird. War wohl blauäugig, zu denken ich komme mit meinem Schlafsack überall unter.



FLOW
Mittlerweile dankbar das der Campingplatz voll ist, da die Gewitterwolken immer näher kommen, fühle ich mich im flow und übe mich in Gelassenheit. Es ist alles richtig wie es kommt und wenn etwas nicht klappt wie vorgestellt, ist das was dann kommt doch oft verblüffend passend und wunderschön.

Ich fahre weiter nach Mittenwald. Erst mal ausruhen, etwas essen und verweilen. Da kommen die besten Lösungen. Dort angekommen schaue ich, ob ich noch einen Platz im Hotel bekomme und nach einigen Telefonaten und abklappern diverser Hotels und Pensionen- viola - ein kleines Zimmer tut sich auf. Das letzte freie Zimmer im Gasthof “Zur Alpemrose” bekomme ich.

Es blitzt mittlerweile rund um mich herum. Zufrieden, glücklich und müde sitze ich im Biergarten unter den Schirmen und lausche dem heftigen Wind, der mit dem Gewitter gekommen ist.

Der Blick am nächsten Morgen

Blick auf die Karwendelbahn.jpg