Radtour zur Isarquelle - 3. Teil

Mittenwald - Walchensee - Kochelsee - Bendekitbeuren - Bad Heilbrunn - Bad Tölz - und ein kurioser Weg nach Wolfratshausen

Karwendel Abend-, Nacht- und Morgenstimmung.


Der Abschied fällt mir richtig, richtig schwer. Von den Bergen, genauso wie von der -ach so schönen- und lebendigen Isar. Wie glücklich ich bin, dass ich an ihr wohne und sie tagtäglich besuchen kann.

Ob der Gruß, den ich in sie entsende vor mir in Landshut ankommt?
Ich liebe es, wenn der Raum für so wichtige Fragen entsteht, dass geht im Alltag manches Mal unter.

Blcik zurück Richtung Mittenwald mit Isar

Es geht eine gemütliche Strecke nach Wallgau und dort kommt auch schon der erste knackige Anstieg Richtung Walchensee. Vielleicht, weil ich es mir nicht bewußt gemacht habe oder nicht darauf eingestellt bin, geht es heute gar nicht leicht bergauf und ich habe auch überhaupt keine Lust darauf. So schiebe ich mein Rad diesen Anstieg die meiste Zeit.

Oben angekommen gibt es dann die Belohnung - eine klasse Abfahrt, die verspricht bis zum Walchensee so zu bleiben. Aber da es direkt neben der Autostraße entlang geht, bin ich sehr gewillt, als bald in den Wald nebenan auszuweichen, der sehr verlockend aussieht, und es tut sich auch bald ein Sträßchen auf. Das liebe ich am Fahrradfahren und es hat sich auch fast während der ganzen Zeit so durchgezogen:

Obwohl ich manchmal so müde bin, dass ich nur noch schnellstmöglich ankommen möchte, verlocken mich die unterschiedlichen Ausblicke und die Neugier so sehr, dass ich doch die mühsameren Wege auf mich nehme, weil sie so viel schöner zu sein versprechen. Die Müdigkeit ist oft vergessen oder nicht mehr Hauptmotivation. Plötzlich kommt Kraft daher, durch den Wunsch nach Schönheit und Stille, der durchdringend wichtiger als alles andere ist.

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Ich habe ich mich entschlossen, den Weg über den Walchen- und Kochelsee zu fahren und habe mich auf eine Tour stetig abwärts vorbereitet.

Wobei mir auf der Karte schon die “geschlängelte” Route zum Kochelsee aufgefallen ist und ein innerliches kurzes Zucken eigentlich schon den Hinweise gibt, dass es höchstwahrscheinlich nicht nur abwärts geht. Ich glaube, ich wollte es nicht wissen.

Der Walchensee bei schönstem Wetter.

Walchensee.jpg

Die Route von Wallgau zum Walchensee ist sehr zu empfehlen, an kleinen Bächlein, Seen und Wasserfällen vorbei, geht es nach dem ersten Anstieg dann - noch dazu - stetig bergab.

Ein Erlebnis dieser See, die Farbe, die wunderschönen Berge drumherum (die ich nach wie vor mit einer gewissen Wehmut betrachte). Ich fahre direkt am See, aber es ist so voller Menschen, dass ich einfach weiterfahre. Die Einkehr in Einsiedl (obwohl empfohlen) erspare ich mir. Dennoch genieße ich es, ein Gefühl wie im Süden. Das Wetter ist dementsprechend und die Flanierenden und Badenden tun ihr Übriges um das Gefühl zu perfektionieren.

Ehrung meines Fahrrades (ein Geschenk meiner Schwester-danke:)), das den Weg problemlos gefahren ist, ohne Pannen und Zicken.

Ehrung meines Fahrrades (ein Geschenk meiner Schwester-danke:)), das den Weg problemlos gefahren ist, ohne Pannen und Zicken.

Walchensee 2.jpg
 

Und dann, ich muss schon lachen, der nächste Anstieg Richtung Kochelsee. Vielleicht finde ich dort ein Plätzchen auf dem Campingplatz?

Der Anstieg ist erneut heftig, aber nun sind die Beine eingefahren und es macht eher Spaß zu schauen, welche Kraft plötzlich in mir steckt und sich zeigen darf. Die Autostraße ist mittelprächtig, aber das Gefühl der Freiheit des Fahrradfahrens bleibt, wie während der ganzen Tour. Und dann oben angelangt, geht es auch schon in die steile Abfahrt. Juchhee.
So habe ich mir das heute vorgestellt.

Unten angelangt, mache ich eine Pause am See um zu überlegen, wie es weitergeht. Auch hier, wie zu erwarten, sind die Campingplätze alle voll und ietzt plötzlich merke ich eine starke Anstrengung in meinen Beinen, muss meine Kraft gut einteilen. Einmal durch Kochel hindurch, das schöne Museum muss leider warten, ich peile einen Biergarten an, damit ich das Internet nutzen kann. Ich picke mir ein paar Ferienhäuser auf dem Land Richtung Benediktbeuren heraus, vielleicht darf ich hier ja auf dem Feld oder im Garten nächtigen. Doch das wir rundweg abgelehnt. Vielleicht sind die Leute, ob Corona einfach vorsichtiger?

1. Teil der Rückfahrt, Mittenwald nach Benedkitbeuren - Planung mit Komoot

1. Teil der Rückfahrt, Mittenwald nach Benedkitbeuren - Planung mit Komoot

2. Teil der Rückfahrt, Kloster Benediktbeuren nach Wolfratshausen - Planung mit Komoot

2. Teil der Rückfahrt, Kloster Benediktbeuren nach Wolfratshausen - Planung mit Komoot

Dann eben weiter Richtung Kloster. Das dann bald ziemlich mächtig in der Ferne zu sehen ist. Beeindruckend. Da ich von dem dortigen Biergarten gehört habe, dass er schön und gut ist, radel ich mal dorthin. Und als ich dort ankommen, juchu, ein Zimmerschild mit dem Hinweis “Frei”. Meine Rettung. Eine sehr sympathische Dame gibt mir ein Einzelzimmer im “Zemtrum für Umwelt und Kultur”. Ein schönes und großes Zimmer, in einem altehrwürdigen und überaus beeindruckenden Gebäude.

Ich fühle mich bestätigt dem Flow zu folgen. Unwegsamkeiten nicht als Unmögliches zu betrachten, sondern immer darauf zu vertrauen, dass das Richtige schon kommt und mich überraschen zu lassen.


Ich gehe als erstes in den Biergarten um mich weiter zu beglücken und danach mache ich einen ausgedehnten Spaziergang. Ich habe schon entdeckt, dass es Kräutergärten und vor allem ein begehbares Labyrinth nach dem Modell von dem Labyrinth von Chartres gibt. Da ich hier eine persönliche Verbindung habe, suche ich dieses direkt auf.

Abendstimmung Kloster Benediktbeuren

Abendstimmung Kloster Benediktbeuren

Ein Beispielbild von Chartres

Ein Beispielbild von Chartres

Ich gehe langsam durch das Labyrinth, es ist toll, da die Wege mit unterschiedlichen Kräutern bepflanzt sind und es riecht und summt, und es wird immer, immer stiller in mir.

Zurück im Biergarten habe ich das Vergnügen an den Stammtisch eingeladen zu werden und da sitze ich zwischen drei bayerischen, bierseeligen, gutgelaunten Männern und dem Wirt, bis der Biergarten schließt.


Am nächsten Tag geht es nun langsam dem Ende der Tour zu.

Heimfahrt

Der Weg geht über Bad Heilbrunn, insgesamt eine schöne und eigentlich nicht schwere Strecke, dennoch am vierten Tag merke ich meine Beine nun ordentlich. Ich glaube ich brauche eine Pause. So viele Kilometer und Steigungen, Tag für Tag hintereinander, bin ich eindeutig nicht gewohnt.

In Bad Tölz entscheide ich mich diesmal auf der anderen Seite der Isar entlang zu fahren. Sanft durch Hügelchen und Wälder beginnt es, um dann auf einer vielbefahren und großen Straße zu landen. Hier denke ich mal wieder, dass ich bestimmt den Weg verpasst habe. An Halten ist hier erstmal nicht zu denken. Bergab-Bergauf geht es im schnellen Tempo. Auf dem Asphalt geht doch eine ganz andere Geschwindigkeit. Noch dazu möchte ich schnellstmöglich von der Straße runter- das ist Motivation.

Irgendwann ist es mir zu blöd, ich fahre die nächste mögliche Gelegenheit ab, schaue auf der Karte und folge dem Weg etwas abseits der großen Straße. Welch´ schöne kleine Dörfer, Wiesen und Wälder. Hier macht es wieder Spaß. Aber die Strecke geizt nicht mit Steigungen. Belohnt aber wiederum mit tollen Ausblicken.

Ein Rrennradfahrer aus der Gegend ist mir netterweise behilflich und empfiehlt mir einen Weg, bestätigt mir außerdem, dass es an dieser Strecke keinen direkten Weg an der Isar entlang geht, egal auf welcher Seite der Isar. Der Weg mit seinen vielen Steigungen und Abfahrten ist ganz nach meinem Geschmack, schön und ruhig, eine romantische Landidylle.
Sehr zu empfehlen ist (keine bezahlte Werbung, einfach weil es total schön und lecker ist) das Gasthaus Huber in Peretshofen. Ein typisches Wirtshaus mit Biergarten, wie man es in den ländlichen Gegenden von Bayern noch finden kann. Für mich gibt es eine einfache Suppe mit Griesnockerln- sie ist erstklassig und gibt mir die Kraft für die letzen Meter.

im Voralpenland.jpg
Alpenblick.jpg
voralpenland

Nach der Pause lande ich über Humbach, am nächsten Weiher vorbei, durch Ascholding hindurch in Wolfratshausen.

 

Ein großer Dank und eine Meditation an der Isar beenden für mich meine wunderschöne Radtour. Es ist geschafft.
Denn ich habe längst beschlossen, wenn es passt, mich hier abholen zu lassen.
Ein schöner Ausklang im Wirtshaus Flößerei ist gewiss. Wir sitzen bis spät in den Abend und geniesen leckere Renken aus dem Starnberger See mit Wein und Bier.

 
Wirtshaus Flößerei- Detail

Wirtshaus Flößerei- Detail

Auch die Nennung des Wirtshaus zur Flößerei ist keine bezahlte Werbung. Ich möchte einfach die Orte weitergeben, die ich empfehlenswert finde und an denen ich mich wohl gefühlt habe.


Habt Dank für Eure Aufmerksamkeit und für Eure tollen Feedbacks, die mich bis jetzt schon erreicht haben. Es ist mir ein Vergnügen diese schöne Tour mit Euch zu teilen.

Wie sehr ich die Tour genossen habe, entnehmt Ihr bestimmt dem Bericht. Und ich wünsche, dass ich bald schon von einer neuen Tour berichten kann. Was ich schon jetzt weiß, es hat mir den Schwung gegeben, regelmäßig durch das hügelige Land um Landshut herum in Niederbayern zu radeln. Und hier sind die Hügel teilweise auch gar nicht ohne. Und ich bin schon intensiv am schauen, wo es wohl als nächste größere Tour hingehen könnte.


Isar - my Love - ich Danke Dir!

Isarliebe

Die Bilder sind alle, bis auf das Chartresbild, von mir mit meiner (absolut favorisierten) Nikon D70S (28mm), oder meinem guten, alten Huawei P8light fotografiert worden.